Aufreger der Woche
Am schlimmsten ist „Einkauf Aktuell“. Wenn diese klimakillende Werbeattacke samstags in unserem Briefkasten landet, ist mein Wochenende gelaufen. Dann türmen sich vor meinem geistigen Auge die 20 Millionen Exemplare, die jede Woche gedruckt, in Plastik eingepackt und mit Dieselfahrzeugen über die Republik verteilt werden.
Ich neige nicht zu Panikmache, aber es muss gesagt werden, wie es ist: Wir steuern auf den Untergang zu. Nicht der Welt, die wird schon durchkommen, aber der Menschheit. Die Wissenschaft ist da eindeutig. Wenn wir alle zusammen nicht radikal umsteuern – und danach sieht es nicht aus –, wird die Erde so heiß werden, dass unsere Lebensgrundlagen kaputtgehen.
Olaf Scholz, der Wunschkanzler der Deutschen?! Entweder die lügen alle in den Umfragen (warum fragt mich eigentlich nie jemand?), oder Deutschland hat sich aufgegeben. Dieser plötzliche Höhenflug des Kandidaten, dessen „Wahlkampf“ sich bisher dadurch ausgezeichnet hat, so weit wie möglich unter dem Radar zu fliegen, macht mich ratlos.
Die größte Gefahr in Deutschland kommt nicht von links, sondern von rechts. Das ist keine politische Meinung, keine mögliche Sichtweise unter vielen, sondern eine belegte Tatsache. Dass die Union nun ihren Wahlkampf darauf ausrichtet, eine geradezu apokalyptische Gefahr von links zu konstruieren, ist nicht nur absurd, weil vollkommen realitätsfern – es ist verantwortungslos.
Ich habe das Grundproblem der deutschen Politik erkannt, die Hauptursache dafür, dass sie mehr bewahrt als wagt, mehr zurückschaut als nach vorne, mehr Angst als Mut ausstrahlt, dass sie starrsinnig wirkt und verbohrt, kraftlos agiert und unflexibel. Die Wurzel allen Übels ist: Die Alten sitzen auf der Macht! In der Mehrheit sind es alte Männer („weiße“ spare ich mir an dieser Stelle, wegen zu viel Klischee, trifft aber auch zu.) Diese Alten werden von Alten gewählt und machen Politik, die den Alten nützt. Ein perfektes, sich selbst erhaltendes System! Es funktioniert, weil die Alten so viele sind. Bei der anstehenden Bundestagswahl stellt die Generation 60+ mehr als doppelt so viele Wahlberechtigte wie die Generation unter 30.
Ich kann das „Brückentechnologie“-Gefasel nicht mehr hören. Erdgas ist ein fossiler Brennstoff, keine Brückentechnologie! Die Brücke, um von der alten Energiewelt mit Kohle- und Gaskraftwerken zur neuen Energiewelt mit Wind- und Solarkraftwerken zu kommen, besteht aus technologischer Entwicklung und guter Politik. Das eine ist längst da, das andere hat noch viel Luft nach oben. Woraus die Brücke garantiert nicht besteht, ist eine neue Pipeline aus Russland, die Europa jahrzehntelang mit zig Milliarden Kubikmetern Gas pro Jahr beglücken wird.
Ich musste nach Büdingen zum Impfen und das hat mir eine schöne Reise durch die Wetterau verschafft. Ich habe mir einen halben Tag freigenommen und bin mit Bus und Bahn über die Dörfer gefahren. Landschaftlich sehr reizvoll, Wetterau at its best!
Kürzlich wurde mal wieder das nahende Ende der deutschen Landwirtschaft proklamiert, wie wir sie kennen und lieben. Der Grund: Aldi hatte angekündigt, Billigfleisch aus den beiden schlechtesten Tierhaltungsstufen aus dem Sortiment zu nehmen. Stufe 2 in vier Jahren, Stufe 1 in neun Jahren, also 2030. Das gilt nur für Frischfleisch, nicht für tiefgekühltes Fleisch und nicht für Fleisch, das zu Wurst oder etwas anderem verarbeitet wurde. Eine Revolution auf dem Fleischmarkt stelle ich mir anders vor. Aber das sieht die Massentierzuchtindustrie vollkommen anders!
Die Nato zieht aus Afghanistan ab, die sowieso schon schlechte Sicherheitslage geht weiter den Bach runter, und Deutschland setzt die Abschiebungen fort. Am Dienstag dieser Woche verließen 27 Menschen unser gastliches Land unter Zwang vom Flughafen Hannover aus. Es war die 40. Sammelabschiebung, insgesamt hat Deutschland seit 2016 mehr als 1000 Menschen nach Afghanistan abgeschoben.
In Myanmar hat vor fünf Monaten, am 1. Februar 2021, das Militär geputscht. Seitdem haben die selbsternannten Machthaber in Uniform hunderte Menschen umgebracht: unliebsame Politiker*innen, friedliche Demonstrant*innen, Kinder, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Ihre genaue Zahl ist unbekannt, denn freie Berichterstattung ist nicht möglich – unabhängige Medien wurden geschlossen.
Neulich war jemand, den ich kenne, im Krankenhaus. Und dort waren keine Blumen erlaubt, wegen des Gifts. Das hat mich erschreckt. Ist es wirklich so schlimm?! Auch wenn Die Ärzte Blumen essen (okay, eine Anspielung für vor 1980 Geborene, Jüngere können ja googeln) – für die Mehrheit der Menschen trifft das wohl nicht zu. Die Blumen müssen ihr Gift also nur so versprühen.
Rassismus ist immer falsch, immer menschenverachtend, immer verletzend. Die Polizei ist eine Gewaltmacht. Wenn beides zusammenkommt, Rassismus und staatliche Gewaltmacht, sind die Folgen kaum überzubewerten. Und es kommt zusammen, allzu oft. Deutsche Polizisten sind Rassisten. Natürlich nicht alle – das wäre ja noch schöner. Aber es sind mehr als im Durchschnitt der Gesellschaft. Dabei sollte es genau umgekehrt sein. Kein einziger Rassist in die Polizei! Keinen einzigen mit Waffen ausstatten! Keinem einzigen unser Gewaltmonopol anvertrauen!
Klar, es ist Wahlkampf, aber muss es gleich dermaßen unsachlich werden?! CO2-Bepreisung ist nötig, das hat – wenn auch reichlich spät – sogar die Merkel-Regierung verstanden. Und der CO2-Preis macht den Sprit teurer. Das eine folgt nunmal aus dem anderen, gewissermaßen ist das sogar der Sinn der Sache. Die Grünen wagen das auszusprechen, und ja, sie wünschen sich, dass der CO2-Preis schneller steigt als bisher geplant. Dafür werden sie jetzt von den anderen Parteien aber so was von gegeißelt.
Gegen Krieg und die Industrie dahinter spricht sowieso schon alles, da braucht es nicht noch weitere Gründe. Es gibt aber einen, der in dem Zusammenhang noch nicht viel öffentliche Aufmerksamkeit bekommen hat: das Klima. Schon die Rüstungsproduktion facht die Erderhitzung an, und wenn Waffen und anderes Kriegsgerät zum Einsatz kommen, verbrauchen sie gigantische Mengen fossiler Treibstoffe. Wobei Einsatz meistens Übung bedeutet. Jeden Tag fahren Panzer durch Deutschland, fliegen Kampfjets durch unseren Luftraum und Kriegsschiffe durch Ost- und Nordsee. Im Krieg ist die Zerstörung, auch von Umwelt, noch viel größer. Die ökologischen Langzeitfolgen von Bomben- und Raketeneinschlägen sind enorm.
Die meisten Menschen, die ich kenne, arbeiten zu viel. Nicht weil sie wollen, sondern weil sie müssen – oder das Gefühl haben zu müssen. Beides ist ungesund. Vor allem wäre es oft gar nicht nötig! Die Produktivität ist hoch wie nie, auch dank der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung. Da könnte die Arbeit, die es noch gibt, durchaus anders verteilt werden: auf mehr Schultern.
Der Chagos-Archipel ist sehr sehr weit weg, und zwar von allem. Er liegt im Indischen Ozean, ungefähr in der Mitte zwischen Asien, Afrika und Australien, und besteht aus 64 Inseln, die man sich als Inkarnation europäischer Südseeträume vorstellen kann: weiße Sandstrände, Kokospalmen, exotische Vögel… Das wird jetzt hier aber keine Reisewerbung. Man kann auch gar nicht hinfahren – außer man arbeitet für die US-Marine. Die betreibt auf der Hauptinsel Diego Garcia nämlich einen Militärstützpunkt mit ein paar tausend Soldat*innen, Kriegsschiffen, Langstreckenbombern, Lauschanlagen und sogar Atomwaffen.
Darauf hat die Bundesregierung seit Jahren sehnsüchtig gewartet: dass Deutschlands oberstes Gericht ihr endlich sagt, was Klimaschutz ist. Das Gefasel der Wissenschaftler konnte sie ebenso wenig ernst nehmen wie das Gejammer der Fridays-for-Future-Kinder – und von den ideologieverblendeten Grünen lässt sie sich schon gar nichts diktieren. Aber das Bundesverfassungsgericht, das hat Autorität!
In letzter Zeit fühle ich mich manchmal wie beim Quartett. Im Spiel sind verschiedene Krisen: Coronapandemie und Klimakatastrophe als aktuelle Supertrümpfe, daneben Dauerbrenner wie Krieg und Flucht und auch persönliche Krisen, bei denen es nicht gleich um die Zukunft der Menschheit oder wenigstens die Volksgesundheit geht. Treffen sich mehrere Menschen, egal ob in echt oder digital, packen sie auf die unvermeidliche Frage „Wie geht‘s?“ ihre Krisenkarten auf den Tisch. Das größte Leid gewinnt.
Infraschall. Schonmal gehört? Also, ich hab erst durch die Windkraftgegner erfahren, dass es ihn gibt. Oder genauer gesagt durch die professionelle Antiwindkraftlobby. Denn die benutzt das Infraschall-Gespenst, um Windräder mit irgendeiner diffusen, unsichtbaren Gefahr zu verknüpfen, die niemand ohne Nerdwissen einschätzen kann. Das macht es zu einem super Mittel, um Ängste zu schüren und damit gegen Windkraft zu mobilisieren.
28 Prozent in der Sonntagsfrage, das ist viel zu wenig! Mit 28 Prozent könnten die Grünen wahrscheinlich regieren – aber wie? Sie müssten sich mit einem oder womöglich sogar mehreren Koalitionspartnern herumschlagen. Und wer dafür zur Verfügung steht, ist bekannt: Bremser und Bedenkenträger, Ewiggestrige und Menschen auf politischen Irrwegen. Mit denen ist kein Staat zu machen.