• September/Oktober/November 2011

Elefantenpolo

Zwölf Mannschaften, 15 Nationen, vier Kontinente: Beim jährlichen Elefantenpoloturnier in Hua Hin treffen verrückte europäische Expats aus Nepal und Hongkong auf thailändische Pferdepolo-Nationalspieler und neuseeländische Rugdby-Stars. Die Damen-Teams machen nicht nur Bella Figura und der deutsche Adel exotische Erfahrungen.

Elefantenpolo-Turnier in Thailand. ©http://anantaraelephantpolo.com/2011/gallery.php
Elefantenpolo-Turnier in Thailand. ©http://anantaraelephantpolo.com/2011/gallery.php

Prinz Carl-Eugen zu Oettingen-Wallerstein spielt normalerweise Pferdepolo. Geschäftliche Kontakte nach Thailand führten ihn jetzt erstmals zu der exotischen Variante auf Elefanten, die vom 5. bis 11. September im King’s-Cup-Turnier zelebrierte wurde  – und gleich mit einigem Erfolg: Der adlige Bayer erzielte bereits im ersten Spiel für das Mercedes-Benz-Team  zwei Treffer. Hoffnungen auf den Sieg machte er sich nach eigenen Angaben jedoch „überhaupt nicht“. Zu recht, wie sich zeigte: Mercedes schied vor dem Viertelfinale aus. Um sportliche Leistungen geht es beim Elefantenpolo aber sowieso nur am Rande.

Deutscher Adel mit dabei

Die Erfahrung auf dem behäbigen Dickhäuter beschrieb Prinz Wallerstein, dessen Frau und Tochter, die Prinzessinnen Anna und Yoanna zu Oettingen-Wallerstein, für die Frauen-Mannschaft des Veranstalters Anantara den Schläger schwangen, als „ein bisschen surreal“. Es sei „viel schwieriger“ als Pferdepolo, da das Reittier zum einen alles andere als schnell und wendig sei, der Schläger dafür deutlich länger, und zum anderen die Kommunikation Probleme bereite.

Ein Elefant lässt sich nämlich nicht ohne weiteres von jedem Reiter über den Platz scheuchen. Deshalb trägt jedes Tier „seinen“ Mahout, den Elefantenführer, auf dem Kopf und den Polospieler auf dem Rücken. Der Spieler gibt dem Mahout durch Klopfzeichen auf den Rücken zu verstehen, in welche Richtung er möchte und wie schnell, und der Mahout übermittelt die Botschaft dem Elefanten, der sich dementsprechend in Bewegung setzt – oder auch nicht.

„Die Kommunikation ist mit das Schwierigste“, bestätigte auch Kristjan Edwards, in Nepal lebender Isländer und passionierter Elefantenpolospieler. Zu Hause spiele er wesentlich besser, da er fließend Nepali spreche. Sein Vater, Jim Edwards, hat das Spiel vor dreißig Jahren zusammen mit dem schottischen Pferdepolo-Enthusiasten James Manclark aus einer Bierlaune heraus in einer Bar in St. Moritz erfunden. In Nepal nahm es seinen Lauf und wird heute auch in Indien und Sri Lanka gespielt. Weltweit soll es rund 2000 Elefantenpolo-Spielerinnen und -Spieler geben.

Seit zehn Jahren veranstaltet die Luxushotelkette Anantara das Elefantenpolo-Turnier um den King‘s Cup in Thailand, anfangs in Hua Hin, dann einige Jahre lang in Chiang Saen im Goldenen Dreieck und seit diesem Jahr wieder in Hua Hin. Der Badeort rund 220 Kilometer südlich von Bangkok eigne sich einfach besser als das abgelegene Chiang Saen, erklärte Anantara-Sprecher Mark Thomson. Spieler, Sponsoren und vor allem Zuschauer könnten leichter anreisen. Für den Norden habe dagegen gesprochen, dass er die Heimat der thailändischen in Elefanten ist und dass Anantara dort ein eigenes Elefantencamp betreibt. Wobei dessen 30 Bewohner sowieso nicht beim Turnier eingesetzt werden: „Sie sind dick und glücklich und sollen dort bleiben“, sagte Thomson. Für das Polo-Event miete Anantara jedes Jahr andere Straßenelefanten, die dadurch eine Art Urlaub spendiert bekämen.

Wohltätigkeitsveranstaltung für Elefanten

 „Dieses Mal haben wir 22 Tiere mit ihren Mahouts aus Surin geholt“, so Thomson. Die Provinz an der Grenze zu Kambodscha ist arm, und die Mahouts missbrauchen ihre Elefanten, zumeist ihre einzige wirtschaftliche Grundlage, häufig zum Betteln auf der Straße. Seit 1989 ist das Abholzen der Wälder in ganz Thailand verboten. Seitdem werden keine Arbeitselefanten mehr gebraucht, so dass viele der im Königreich verehrten Tiere ein erbärmliches Dasein fristen. „Wir mieten die Elefanten für zwei Wochen, wir bezahlen die Mahouts gut, und wir bieten den Tieren gutes, reichliches Futter und eine medizinische Versorgung, die sie sonst wahrscheinlich niemals bekämen“, sagte Thomson. Jeder Elefant spiele höchstens in zwei Begegnungen pro Tag, wobei ein Spiel aus zwei Halbzeiten à sieben Minuten besteht.

Das Turnier dient auch als Wohltätigkeitsveranstaltung für Elefanten. Von den Einnahmen werden Vorhaben finanziert wie das erste Elefantenkrankenhaus in Südthailand, ein Projekt der Universität Chiang Mai, bei dem Elefanten in der Therapie mit autistischen Kindern eingesetzt werden, und ein Programm, das sich um eine konfliktfreie Nutzung eines Gebiets in Kanchanaburi durch wilde Elefanten und Menschen bemüht. In den vergangenen vier bis fünf Jahren sind laut Thomson rund 300.000 US-Dollar zusammengekommen. Die Sponsoren, große Unternehmen wie Mercedes und IBM, PricewaterhouseCoopers und Johnnie Walker, die ihre Teams für je 20.000 Dollar Startgebühr ins Rennen schicken, verbuchen die Teilnahme unter Corporate Social Responsibility (CSR).

Wegen des guten Zwecks ist auch die thailändische Königsfamilie involviert: Einer ihrer Vertreter überreicht traditionell den Pokal, den King‘s Cup. Beinahe wäre es in diesem Jahr nicht dazu gekommen: Das Finale konnte wegen heftiger Regenfälle nicht wie geplant stattfinden und wurde schließlich auf ein „Plötzlicher Tod“ genanntes Zwanzig-Meter-Schießen reduziert.  Audemars Piguet verteidigte dabei seinen Titel vom letzten Jahr und setzte sich mit 3:2 gegen King Power International durch, ein thailändisches Team mit einem Amerikaner als Kapitän.

Sportlich-flottes Rüssel-an-Rüssel

Peter Prentice, Mannschaftskapitän von Audemars Piguet, Vorsitzender des Elefantenpolo-Weltverbandes WEPA und dreimaliger Weltmeister, hatte sich von Anfang an zuversichtlich gezeigt. „Wir sind hier, um zu gewinnen“, verkündete der in Hongkong lebende schottische Elefantenpolo-Veteran, der mit den indischen Brüdern Angaad und Uday Kalaan zwei echte Polo-Asse im Team hatte. Andere Teilnehmer setzten sich weniger ehrgeizige Ziele. „Es zählt vor allem der Spaß“, sagte Prinz Wallerstein. Und der war beim teils lustig-unbeholfenen, teils sportlich-flotten Rüssel-an-Rüssel offensichtlich.